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Diese wahnsinnige Wut

  • Autorenbild: Amrei
    Amrei
  • 20. Feb. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 20. Feb. 2022

Ich habe zwei Kinder sehr gerne und nach Bedarf gestillt, hatte meine ganz eigene Lernkurve – durch vieeeel Milch – und habe ganz unterschiedliche Erfahrungen zum Thema Abstillen gemacht.


Ich habe mir – gerade beim zweiten Kind – gewünscht, dass nach den ersten Monaten eine Kombination aus Stillen und Flasche möglich ist und ich meine eigenen Bedürfnisse einfacher annehmen kann.

Ich wollte wieder entspannt und kinderlos mit dem Bartträger Frühstücken oder Essen gehen, ein bisschen Zeit für uns und und auch mich selbst haben. So ganz ohne diesen Druck im (Hinter-)Kopf.

Aber beide Kinder haben die Flasche verweigert und im Endeffekt war es mir wichtiger, dass ich den Kindern die Zeit und das Bedürfnis nach Nahrung, Nähe und Stillstand ermögliche.


Wir (als Familie) haben also Kompromisse gefunden und beide Stillbedürfnisse so angenommen, wie sie eben kamen.

Das war vor allem von schönen Dingen geprägt und 95 % der Zeit habe auch ich sehr genossen.

Aber ich möchte ehrlich sein und war zeitweise genervt davon, meinen Alltag auf das individuelle Stillen abzustimmen. Fühlte mich mal Fremdbestimmt, mal zu Gebraucht.

Mir ist die Anstrengung des stündlichen Stillens bekannt und auch die Zeit, in der eigentlich nur noch das Nähe- oder Nuckelbedürfnis erfüllt werden soll.

Ich habe Termine abgesagt oder sie gar nicht erst in Betracht gezogen. Einfach, weil ich wusste, dass es mich mehr stresst unter diesen Bedingungen etwas zu unternehmen, anstatt einfach zu Hause zu bleiben.

An manchen Tagen war das schwer und hat mich belastet. An manchen Tagen habe ich es auch dankend angenommen und genossen.


Eine Sache habe ich in all der Zeit regelmäßig getan: ich habe mich hinterfragt und geguckt, ob ich das wirklich so möchte und ich selbst mich noch wohl mit der Situation fühle. Die Antwort war am Ende immer »Ja« und ich habe diese Momente/Phasen dann auch jedes Mal schnell hinter mir gelassen.


Doch dann gab es dieses eine Erlebnis, das mich mit voller Wucht und unvorbereitet getroffen hat. Es gab plötzlich eine unbekannte, wahnsinnige Wut auf das Stillen und die Stillsituation. Egal was ich versucht habe, die Wut war sofort da, nicht zu bändigen und wahnsinnig intensiv.

Ich war ihr hilflos ausgeliefert.

Schwanger und mit einem Stillkind, das vor allem noch Nähe wollte.

Nähe, die ich dem Kind eben noch und in einer turbulenten Zeit unfassbar gerne gegeben habe.


Sie wuchs, wurde offensichtlicher und fing mit dem kleinsten Anzeichen nach Stillbedürfnis an. Ablehnung der Situation von Kopf bis Fuß, die mich und das Kind zunehmend verzweifeln lies. Anfangs habe ich versucht dagegen anzuarbeiten, doch beim nächsten Besuch meiner Hebamme habe ich mir die notwendige Hilfe geholt und den naheliegendsten Entschluss getroffen:


ich muss abstillen.

Für mich, aber erst recht für das Kind. Denn meine Hebamme erklärte mir, dass das nichts ungewöhnliches ist. Eine Schwangere, deren Körper klar macht »Moment, hier wächst ein neuer Bedarf heran und die Brust wird ab sofort nicht mehr geteilt.«

Sie riet mir dazu, das Kind möglichst abzustillen bevor die neue, süße und leckere Milch produziert wird und es für beide Seiten noch schwerer wird. Dem Kind die Möglichkeit nach Nähe zu geben und zeigen, dass die Wut nicht dem Kind, sondern einer Situation galt.


Und so kam es, dass ich abgestillt habe. Das letzte Stillen habe ich sehr abrupt beendet und erklärt, dass mir das Stillen weh tut und wir deshalb aufhören müssen. Nähe angeboten, sogar den bisher verweigerten Schnuller als Alternative Aufgezeigt und versucht immer wieder klar zu machen, dass das nicht mehr geht, meine Liebe aber ungebrochen ist.

Die Zeit war hart und ich konnte kaum auffangen was da kam. Doch als ich es endlich annehmen konnte, habe ich verstanden wie wichtig das alles war.

Das gemeinsame Abstillen fehlte dem Kind sehr und manchmal wird mir auch jetzt noch was dazu erzählt. Aber das Leben spielt nach ganz eigenen Regeln und ich möchte kein Gefühl auf dem Kind abladen, für das es keine Verantwortung hat. Ich wollte vor allem wieder die unbändige und bedingungslose Liebe geben, die ich spüre. Auch wenn die Lösung erstmal am Bedürfnis des Kindes vorbei ging, wir können beide nichts dafür und das Ziel war das Richtige!

Comments


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Hi, danke fürs Vorbeischauen!

Das da auf dem Foto bin ich – Amrei.
Die, mit dem Wunsch nach Austausch und die, die den Elterntalk nach Diepholz holt.

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